S., eine schöne Frau, sah etwas müde aus, als sie zu mir in die Praxis kam. Sie ist Lehrerin, alleinerziehende Mutter von 2 Kindern (6 und 8), ihr Ex und Vater der Kinder schaut zwei Tage pro Woche zu ihnen. Sie hat eine hohe Spannung im Körper, in ihren eigenen Worten: «Es kann nicht so weitergehen, wenn sich nichts ändert, werde ich früher oder später krank.» Sie hat ein gutes Körperbewusstsein und gibt sich Mühe, wann immer sie die Zeit dazu findet, in die Natur zu gehen, zu joggen oder Yoga zu machen.
Das Gespräch kam auf den Schlaf. Seit der Geburt des ersten Kindes konnte sie nicht mehr durchschlafen. In letzter Zeit vor allem deshalb nicht, weil ihre Tochter wieder anfing, das Bett zu nässen.
Ich schlug ihr vor, ihre Tochter das nächste Mal mitzubringen. Bevor sie ging, habe ich noch ein paar weitere Informationen über sie eingeholt. Die 6-jährige Tochter, N., ist sehr sensibel und hat die Tendenz, alles zu beobachten und für sich zu behalten. Tagsüber ist das Wasserlassen meistens kein Problem, aber bei langem und konzentriertem Spielen kann es passieren, dass sie es zu spät auf die Toilette schafft. Mama hat Verständnis und ist sanft zu ihr, wenn sie ins Bett macht, aber Papa reagiert manchmal ungehalten.
Meine Analyse: Da das Urinieren tagsüber meist ohne Probleme verläuft, vermute ich, dass das Problem nicht organisch bedingt, sondern eine Reaktion auf Stress und Anspannung zu Hause ist.
An dem Tag, als N. mit der Mama kam, war sie erst schüchtern. Ich lud sie beide ein, sich mit mir auf den Boden zu setzen. Wir spielten ein bisschen und sie fing an, zu kichern. Ich bat sie, ihren Bauch und den unteren Rücken berühren zu dürfen. Die Temperatur war gleichmässig, und beim Abtasten fand ich nichts Ungewöhnliches. Das bestätigte meine Vermutung.
Ich brachte ihr und ihrer Mutter einen Akupressurpunkt an der Hand bei, um den Blasenmuskel zu stärken; den Punkt könne sie tagsüber jederzeit selbst massieren. Dann bat ich die Mutter, sich vor dem Schlafengehen mehr Zeit mit ihr zu nehmen, wenn sie sie ins Bett bringt. Und ich gab ihr einen Mini Roll-On, der nur Mandelöl enthält. Ich sagte N., es sei eine magische Flasche, und dass es, wenn sie damit ein bisschen über ihr Handgelenk rollt, ihr hilft, durchzuschlafen und nachts nicht Pipi machen zu müssen. Sie nahm den Mini Roll-On in einer Holzkiste mit, gab mir einen Kuss und sagte Tschüss.
10 Tage später bekomme ich eine Nachricht:
„Liebste Heya, Du bist unglaublich. N. hat seit unserem Besuch bei dir fast jede Nacht durchgeschlafen und nie wieder das Bett genässt. Unglaublich …“
Die Nachricht bringt Lächeln auf mein Gesicht und Wärme in mein Herz.